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Andreas Ebert

* Berlin 12. März 1952 † München 20. März 2022
Spiritualität an der Basis
Der Pfarrer, Autor und Liederdichter Andreas Ebert starb kurz nach seinem 70. Geburtstag in München
Andreas Ebert hatte in der bayerischen Kirche nie ein hohes Leitungsamt inne. Dennoch war der Pfarrer für viele eine Leitfigur, ein Begleiter auf ihrem spirituellen Weg. Und er hat Projekte gestartet, die noch heute ihre Wirkung entfalten. Er war ein einfühlsamer Seelsorger, ein wirkmächtiger Prediger und erfolgreicher Buchautor. Doch die größte Wirkung seines kreativen Schaffens entfaltete ein einziges Lied, das er beim »Meistersingerwettbewerb« des Deutschen Evangelischen Kirchentags 1979 in Nürnberg einreichte – und damit gewann: Das »Kindermutmachlied« kennt in Deutschland praktisch jedes Kind.
Die Musik war Ebert ebenso wenig in die Wiege gelegt wie die Theologie. Er wurde 1952 als Sohn unkirchlicher Eltern in Ost-Berlin geboren und wuchs nach der Flucht ab 1953 in Westberlin in ärmlichen Verhältnissen auf. Erst mit sieben Jahren, als seine Mutter mit seinem Bruder und ihm nach Ansbach zog, wurde er getauft. Durch den Kindergottesdienst, eine Jugendgruppe, seine Internatszeit ab 1962 in Windsbach und als Sänger im Windsbacher Knabenchor entwickelte er schon früh den Plan, Pfarrer zu werden.
Nach dem Abitur 1972 studierte er Evangelische Theologie in Neuendettelsau und Tübingen sowie zwei Semester katholische Theologie in Würzburg – mit intensiver Teilnahme am Leben der dortigen Teestubengemeinde. Theologisch geprägt wurde er 1977 durch eine Studienreise zur Gemeinde »New Jerusalem« in Cincinnati in den USA. Dort begegnete er erstmals dem damals 33-jährigen Franziskanerpater Richard Rohr. Rohr wurde Eberts Mentor, Ebert übersetzte dessen Bücher ins Deutsche. Zusammen schrieben sie später im Münchner Claudius Verlag den Bestseller »Das Enneagramm«. Das Buch wurde in 50 Auflagen über eine halbe Million Mal gedruckt und in 16 Sprachen übersetzt.
Die Würzburger Teestube fand ab 1980 eine Fortsetzung in Nürnberg. Ebert wurde dort zum Vereinspfarrer für volksmissionarische Dienste berufen, um an der Gemeinde St. Lorenz eine alternative missionarische Arbeit in der Innenstadt aufzubauen. Er gründete den legendären »Lorenzer Laden«, eine strahlkräftige Basisgemeinde mit Eine-Welt-Shop.
1990 zog es ihn weiter zum Gemeindekolleg der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Celle. Es kam zum Konflikt mit der Kirchenleitung, die ihn verdächtigte, zu wenig streng orthodox-lutherisch zu sein. Ebert ließ sich beurlauben, um in der Hausgemeinschaft Gries bei Kronach im Meditationszentrum von Franz Jalics zu leben. Beim Jesuiten Jalics lernte Ebert das ostkirchliche Herzensgebet kennen, das fortan zum Kern seines spirituellen Wirkens werden sollte.
1996 trat er seinen Dienst als Pfarrer in der Münchner Lukasgemeinde an. Dort half er mit, die neu entwickelte alternative Gottesdienstform Thomasmesse, die er in Helsinki kennengelernt hatte, einzuführen. Wesentlich beteiligt war er dort auch bei der Obdachlosenarbeit im Kirchenkeller und an der Gründung des »Schwulen Bibelkreises Lukas« (SchwuBiLu). 2004 übernahm er zusätzlich eine halbe Projektstelle der Landeskirche zum Aufbau des »Spirituellen Zentrums St. Martin« im Münchner Glockenbachviertel.
Ebert entwickelte ein Konzept »Meditation in der Stadt« und gab es weiter an Freunde, abseits des kirchlichen Dienstwegs, und weckte damit Begeisterung. Von Beginn an ging es darum, geistliche Übungen aus der christlichen Praxis wiederzuentdecken, die verschüttet waren, zum Beispiel die kontemplative Praxis der Wüstenmönche oder das Herzensgebet der Ostkirche. Das Spirituelle Zentrum war zu Beginn ein Versuchsballon der Landeskirche, heute ist es eine Institution mit einer festen Planstelle.
Sein spiritueller Rat ist nach wie vor aktuell: »Bleibt im Hören, nehmt euch täglich Zeit für Gott, lauscht eurem Atem, haltet die eigene Unruhe aus, die aufkommt, wenn wir still werden.« Helmut Frank
© Bild: Claudius Verlag
 
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