Wir müssen von der Galleristin Edith Rieder Abschied nehmen. Sie ist einen Tag nach ihrem Geburtstag, am 21. August, im Alter von 76 Jahren von uns gegangen. Vieles hat sie mit viel komödiantischem Charme und mitreißender Tatkraft erreicht. Manches muss nun durch die Gnadenlosigkeit ihrer Krankheit unvollendet bleiben. Wir spüren Trauer über das Ende einer Frau, die viele Pläne hatte.

Spiritualität war eine wichtige Dimension ihres Lebens. Kunst und Glaube - beide reflektieren auf je eigene Weise Gott, Welt- und Selbsterfahrung. Kunst kann zur "Sprache der Religion" werden, kann religiöse Funktion haben, in dem sie die Betrachtenden aufstört oder vergewissert, verunsichert oder befreit.

Wir sind traurig über den Verlust von Edith Rieder. Wir sind zugleich an diesem Tag froh und dankbar für das, was sie mit ihren Fähigkeiten einem jeden persönlich gegeben, was sie für Geist und Kultur geleistet hat: An warmherziger Menschlichkeit, an Esprit, an wacher Zeitgenossenschaft, an sozialem Engagement.

Edith Rieder hat selbst gemalt, hat aquarelliert. In jungen Jahren war sie sehr sportlich, eine begeisterte Skifahrerin.
Es ging Edith Rieder um Erfüllung, darum kreativ zu sein - um dem Leben seinen Sinn abzugewinnen, statt es schleifen zu lassen. Eine emotional und materiell großzügige Frau, die liebend gerne essen und trinken ging, die gerne einlud und neuen Kontakten regelrecht entgegenfieberte. Ja, Edith Rieder liebte das: Sie war aufgeschlossen und aus tiefstem Herzen kommunikativ. Allerdings: Sie mochte jemanden oder eben auch nicht.

Auf Edith Rieder passt das Bibelwort aus dem 1. Thessalonicherbrief. Der Apostel sagt: „So lasst uns denn nicht schlafen wie die anderen, sondern lasst uns wachen … .“ (1. Thess 5,16) Einen wachen, klaren Kopf zu behalten, war ihr wichtig - bis zuletzt.

(Der Text besteht aus Auszügen der Grabrede, gehalten von Regionalbischöfin i.R. Susanne Breit-Keßler am 7. September in der Ludwigskirche. Die ganze Ansprache steht unter dem Button "Grabrede lesen" zur Verfügung)