Die jüdische Religionswissenschaftlerin und Historikerin Ruth Lapide wurde im mittelfränkischen Burghaslach als Tochter der jüdischen Rabbinerfamilie Rosenblatt geboren. Sie war mit dem jüdischen Religionswissenschaftler Pinchas Lapide (1922-1997) verheiratet und veröffentlichte zusammen mit ihm viele religionsphilosophische und historische Bücher.
Unter anderem wirkte sie mit der Sendung "Die Bibel aus jüdischer Sicht" bei "Bibel TV" mit und war dort die Gesprächspartnerin des christlichen Theologen Henning Röhl. Bei "Bibel TV" erinnert man sich: "Die Sendungen mit Ruth Lapide sind äußerst beliebt. Das liegt zum einen daran, dass hier jeder, der zusieht, noch eine Menge lernen kann, es liegt aber ganz gewiss auch daran, dass Ruth Lapide und Henning Röhl oft äußerst kontrovers und sehr lebhaft miteinander diskutieren. Dabei zieht Röhl häufig den Kürzeren, wie er freimütig zugibt. Es scheint, als habe die durchsetzungsstarke Ruth Lapide immer das letzte Wort."
Die Zeitung „Die Zeit" schrieb einmal über sie: „Ihre Stimme ist nicht friedlich und im Unter-uns-Pfarrerstöchtern-Timbre. Sondern laut. Stark. Schrill." Weiter hieß es über die 1929 geborene Frau: „Und tough ist sie sowieso." Da ist was dran. Ruth Lapide ist eine Frau mit Ecken und Kanten.
Im Jahr 2000 erhielt Ruth Lapide für ihre Verdienste um die Aussöhnung von Christen und Juden das Bundesverdienstkreuz und 2003 den Hessischen Verdienstorden. 2008 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der evangelischen Augustana-Hochschule Neuendettelsau überreicht. 2012 verlieh ihr das Land Hessen den Ehrentitel „Professorin“, und die Stadt Frankfurt zeichnete sie 2015 mit ihrer Ehrenplakette aus.
Frsankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann sagte: „Ruth Lapide glaubte an Gott. Vor allem aber glaubte sie an die Menschen, an die Kraft der Aussöhnung.“ Ihre Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1974, „in das Land der Täter“, habe sie mit „wenn nicht wir, wer dann“ begründet.