Die Kraft der Auferstehung ist der Herzschlag unserer Kirche. Und die lebendige Kraft des Auferstandenen die nie versiegende Lebens-, Hoffnungs- und Friedensquelle für das Leben in unserer Welt. Dabei hatte, nach den Grauen des Karfreitags in Jerusalem, niemand daran zu denken, geschweige denn darauf zu hoffen gewagt, was sich am allerersten Ostermorgen der Weltgeschichte ereignen sollte.
Zwei Frauen, beide mit Namen Maria, auf dem Weg zu Jesu Grab. Früh am Morgen, noch im Dunkeln. Voller Trauer und schweren Herzens fragten sie: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ In Jesu Grab nimmt Ostern seinen Lauf.
Bleischwere Herzen. Enttäuschte Hoffnungen. Der Blick in die Zukunft bang und sorgenvoll. So kommen die beiden Marias uns nahe. Siegt am Ende nicht doch der Stärkere? Triumphiert am Ende nicht doch immer die Gewalt? Seit mehr als einem Jahr dieser irrsinnige russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Panzer und Raketen. Menschenverachtung, Massengräber und nationaler Wahn. Der Tod mischt sich nicht erst ins Leben, wenn Menschen physisch sterben. Er treibt überall sein Unwesen, wo Kommunikation abbricht, Ungerechtigkeit sich austobt, Hass, Lügen und Schweigen das Leben vergiften.
Der Auferstandene sucht den Kontakt zu den Menschen, mitten im Leben. Sein Gruß lautet: „Fürchtet euch nicht“ und „Friede sei mit euch!“ Wir feiern Ostern und vertrauen auf diese österliche Friedenskraft und Ermutigung - für unser eigenes Leben und für das Leben in unserer so vielfach verunsicherten Welt. Ostern ist Hoffnungsnahrung und Kraftquelle für unsere Seele. Als Kirche des Auferstandenen strömen durch uns Hoffnung und Zuversicht ins Leben. Jeder Ostergottesdienst eröffnet Lebens-, Hoffnungs- und Friedensperspektiven für diese Welt.
Christ ist erstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Er lebt und wirkt auch durch uns. Die Nacht ist vorbei. Die Sonne geht auf!
(Klaus Stiegler ist Oberkirchenrat und Regionalbischof im Kirchenkreis Regensburg)