Ein kleines Mädchen nimmt auf seine Weise Abschied vom Uropa. Und ihr bunter Schirm wird zum Zeichen der Hoffnung. Pfarrerin Stephanie Mages erzählt von einer berührenden Bestattung.
In der letzten Zeit bin ich wieder ziemlich oft auf dem Friedhof. Ich mache das gerne, Beerdigungen. Bei Taufen oder Trauungen, da hat man es leicht, als Pfarrerin: da grinsen alle in die Kamera. Bei Beerdigungen, da lacht niemand; da macht auch keiner Fotos. Die Leute sind schwarz oder zumindest gedeckt gekleidet. Sie weinen oft.
Es regnet. Das wolkenverhangene Wetter passt so richtig zur trüben Stimmung. Im Trauermarsch geht es dann von der Friedhofshalle hin zum Grab und die Trauergesellschaft öffnet ihre Regenschirme. Alle dunkelgrau bis schwarz.
Doch dieses Mal, da hat sich ein kleiner bunter Regenschirm unter die Leute gemischt!
Die Urenkelin des Verstorbenen hat ihren Regenbogen-Regenschirm mitgenommen, weil doch auch dem Uropa dieser Schirm immer so gut gefallen hatte und sie oft mit dem „Uri“ bei Wind und Wetter spazieren war. Und – klar – weil eine 4-Jährige eben einen Regenbogen-Regenschirm hat und keinen gedeckt-schwarzen…
Die Kinder, die kümmern sich nicht darum, was sich so „gehört“ im Leben, oder auf dem Friedhof. Kinder packen ihren Regenbogen-Regenschirm ein und springen durch Matschepfützen; oder gehen damit auf den Friedhof, um dem Uropa noch einmal „Tschüss“ zu sagen und „ihm alles Gute zu wünschen für sein neues Leben bei Gott“, wie sie es formuliert.
Jesus hat gesagt: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt… und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben!
Und dieser kleine bunte Regenschirm hat irgendwie die Stimmung total verändert – auf einmal war unser Marsch zum Grab kein „Trauermarsch“ mehr. Er wurde auch zum „Lebens-Marsch“…
Ihre Stephanie Mages, Pfarrerin in Nürnberg