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Leben mit Trauer

Mit dem Älterwerden spüre ich, von wie vielen Verlusten mein Leben inzwischen geprägt ist. Die meisten davon kamen zu früh. Die Eltern, Freunde - die eigene Unversehrtheit … alles gegangen. Manchmal, wenn mich jemand nach meiner Lebensgeschichte fragt und ich erzähle, wundern wir uns gemeinsam, warum ich nach wie vor ein frohgemuter Mensch bin - trotz der Trauer, die mein Dasein begleitet und immer wieder darauf trifft.

Vielleicht deswegen, weil ich immer - vor allem mir selbst gegenüber - mein Recht „eingeklagt“ habe. Das Recht auf Erstarrung, wenn mich das Entsetzen packt. Das Recht auf Gefühlschaos, wenn die Emotionen aufbrechen. Das Recht auf seelische Rückschläge, wenn mir wieder neu zu Bewusstsein kommt, was ich verloren habe. Das Recht auf Langsamkeit beim allmählichen Aufspüren neuer Lebensmöglichkeiten.


Susanne Breit-Keßler (*1954)
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