In sein Herz passte die ganze Welt (Zeitungsandacht, 11/2016)
Unsere erste Begegnung in dem einfachen Büro mit dem mittelalterlichen PC liegt nun schon 17 Jahre zurück.
Ich gebe zu, dass ich anfangs etwas mit dem Ambiente „fremdelte“. Keine Hochglanzausstattung, sondern eher ein Sammelsurium der Marke „Gelsenkirchener Barock“.
Thomas, so der Name des erfahrenen Kollegen, der hinter einem kleinen Schreibtisch auf mich wartete, passte aber irgendwie in diese Szenerie.
Seine schnörkellose Bescheidenheit und warmherzige Offenheit sorgte für ein ganz eigenes Wohlfühlklima in dem eher unwirtlichen Raum.
Äußerlichkeiten waren ihm völlig egal. Er überzeugte durch seine Persönlichkeit und den Blick für die menschlichen Details.
Er stellte keine Ansprüche, sondern improvisierte mit dem Wenigen, das ihm zur Verfügung stand.
Im Oktober ist Thomas nach langer Krankheit von uns gegangen. Selbst am Ende seines Lebens hat er viel für andere Menschen getan. Uneitel und aus tiefster Überzeugung.
„In sein Herz passte die ganze Welt“, so lautete der Trauerspruch, den seine Angehörigen für ihn gewählt haben. Sein großes Herz wird der Welt fehlen!
Wenn ich sein Foto in meinem Büro anschaue, dann werde ich mich darauf besinnen, dass es oft die bescheidenen und einfachen Dinge im Leben sind, von denen ein besonderer Glanz ausgeht.
Marco Spindler