© Bild:

von Team gdw

Trauer um die Opfer des Zugunglücks in Burgrain

Christian Kopp: "Im Blick auf diesen Unfalltag vertrauen wir uns Gott an. Gott ist da. Gott hält unser erschrecktes Herz in seinen Händen."

Aus heiterem Himmel kann einen das Leben richtig schrecklich erwischen. Wie aus dem Nichts. Ich bin vor wenigen Minuten auf dem Weg hierher nach Partenkirchen an der Unglücksstelle vorbeigefahren. Und sofort bin ich wieder ganz mitgenommen und fast verzweifelt wie am letzten Freitagmittag, als ich die ersten Nachrichten hörte: Regionalzug verunglückt. Bei Burgrain. Hier in einer der schönsten Urlaubsregionen Bayerns.

Verletzte Menschen. Tote. Eine Zugkatastrophe am Anfang der bayerischen Pfingstferien. So etwas Sicheres wie ein Zug, der auf Schienen fährt. Der entgleist doch nicht einfach so. Und doch: So ist das Leben. Neben dem Schönsten im Leben – Ferien, Freiheit, Urlaub, dem Einfach-so-aus-dem-Zug-schauen, irgendwo hinfahren – tritt das Grausamste – Tod, Verletzung, Katastrophe. Mitten in die feinsten Momente des Lebens knallt das schreckliche Leben. Das Sterben. Angst haben. Panik bekommen. Leiden. Und Du kannst nichts machen und nichts verhindern.

Am 3. Juni 2022 idst die Welt einiger Menschen eine andere geworden. Ein 14jähriger Junge wird nicht mehr erwachsen werden, die Welt erforschen, lieben, mit Freunden abhängen. Zwei junge ukrainische Frauen, dem Krieg entflohen,sind gestorben und ihre Kinder sind zu Halbwaisen geworden. Eine 51jährige Frau aus Wiesbaden, eine 70jährige Frau aus dem Münchener Landkreis. Abgerissene Leben, große Lücken in Familien. Trauer um die Toten, die nicht mehr unter uns sind.

Viele leiden mit denen, die um die Toten trauern. Viele fühlen mit den Verletzten und ihrer Not. Und beten für ihre Genesung und hoffen. Wir alle sind so unendlich dankbar für die Helferinnen und Helfer – was wäre diese Gesellschaft ohne die vielen Menschen, die sich in den Rettungsdiensten, bei der Feuerwehr, der Polizei,
dem Technischen Hilfswerk, dem Kriseninterventionsteam und bei so vielen anderen, die sich für Menschen in Not einsetzen. So viele von Ihnen  machen das freiwillig, ehrenamtlich, für uns alle. Ihr habt Euch voll hineinbegeben an einer sehr schwierigen und gefährlichen Unfallstelle über viele, viele Stunden.

Was hilft in so einer Situation? So ein Gottesdienst wie heute Abend verändert nicht das Leben. Die Schneise, die dieser Unglückssturm durch das Leben geschlagen hat, wächst nicht einfach schnell zu. Das dauert. Es kommen kleine Triebe und Pflanzen dazu. Sie wachsen. Ein kleines Pflänzchen ist vielleicht dieser Gottesdienst heute Abend. Gemeinsam sind wir hier und wir stärken uns gegenseitig. Es geht nur gemeinsam.

“Erschreckt nicht”, sagt Jesus. “Geht den Weg. Glaubt an Gott”. Es geht um dieses Weitergehen. Das Hindurchgehen durch diese Zei. Eigentlich kann ich gar nicht gehen. So sehr schmerzt es. Es tut so weh. Und trotzdem gehen. Weitergehen. Dazu brauche ich eine Idee: In welche Richtung gehe ich? Wie können wir den Weg wissen?

Jesus sagt zu seinen Freunden: Ich bin der Weg. Ihr kennt mich. Ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben. Da ist etwas größer als ich selber, sogar größer als meine Verzweiflung – auch wenn ich mir das jetzt gar nicht vorstellen kann. Ich gehe einfach weiter. Immer weiter. Gott, zeig mir, dass Du da bist. Sag es mir: Ich bin der Weg. Ich bin da. Ich bin bei Dir. In Deiner Traurigkeit