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von Gerhard Beck

Von einem verdeckten Taufstein und dessen Sinn bei Beerdigungen

Vor kurzem bei einer Beerdigung in unserer Kirche: Die Sicht auf den Taufstein war teils durch Blumen verdeckt. Es störte mich.

„Lass doch“, sagte meine Frau. „Es tut Ihnen gut“. „Die wollen halt ihre Liebe ausdrücken“, sagte der Florist.

Ich merkte trotzdem mein Unbehagen. Warum eigentlich? Eigentlich bin ich bei solchen Fragen sehr tolerant. Was regte sich da an mir als Widerstand? Hatte das auch theologische Gründe?

Die Taufe sichtbar sein lassen

Ich bin ein großer Verfechter davon, die Kirche größtenteils so zu lassen, wie sie gebaut wurde. Gerade unsere Versöhnungskirche ist sehr, sehr durchdacht. Wir haben das Glück, die Gedanken hinter dem Erweiterungsbau auch nachvollziehen zu können.

Aber das war es nicht. Etwas anderes störte mich. Es dauerte einige Stunden bis ich darauf kam:

Als Evangelische haben wir in der Kirche eigentlich nur ein sichtbares Symbol für die Taufe: Den Taufstein. Katholiken haben es da einfacher: die haben auch noch das Weihwasser am Kircheneingang, das an die Taufe erinnert. Und mit ihm werden hier auch die Gräber besprengt.

Evangelischerseits erinnert – zumindest in Neunburg – nur der Taufstein an die Taufe. Es schien mir, als wäre das Symbol der Taufe, als wäre die Erinnerung an die Taufe verdeckt. Es ging mir, so merkte ich immer mehr, darum, dass die Taufe sichtbar bleibt.

Emotionen im Kirchenraum

Wieso war mir das gerade bei einer Beerdigung so wichtig, wichtiger als in anderen Gottesdiensten?

Ich glaube es liegt an der Situation der Beerdigung: Emotional gesehen war, zumindest bei dieser Beerdigung, viel Trauer und Emotionalität in der Luft.

Die negativen Emotionen, die Aggressionen, haben ihr Symbol im Kirchenraum: Das Kreuz.

Durch die Taufe sind wir mit Gott verbunden. Als Christen vertrauen wir darauf, mit dem Tod wieder zu Gott zurückzukehren und dann mit ihm vereint zu sein.

Später am Grab sage ich „Durch die Taufe ist XYZ mit Christus verbunden. Nichts und niemand, keine Mächte und Gewalten, auch der Tod nicht, können ihn aus Gottes Hand reißen“ (nach Römer 8,38-39)

Finden sich im Kreuz die aggressiven Emotionen, so finden sich für mich im Taufstein als Symbol der Taufe die tröstlichen Emotionen: der Trost, das Vertrauen auf Gott, die Hoffnung. All das, was es bei einer Beerdigung braucht.

Und das sollte nicht durch Blumen verdeckt sein. Nein, der Taufstein sollte gut sichtbar sein, damit die auch das Tröstliche durch die Trauer schimmern kann.

Auch wenn ich großen Respekt vor dem Wunsch der Angehörigen habe, ihrer Liebe Ausdruck zu geben: In meiner Kirche soll der Taufstein frei bleiben. Er soll als Symbol des Vertrauens in die Zusage der Taufe wirken können. Das habe ich im Nachdenken gelernt.