© Bild:

von Martin

Gottvertrauen bis zum Galgen

Albert Delp ist ein Zeuge für die Kraft des Glaubens

„Wie lange ich nun hier warte, ob und wann ich getötet werde, weiß ich nicht. Der Weg hierher bis zum Galgen nach Plötzensee ist nur zehn Minuten Fahrt. Man erfährt es erst kurz vorher, dass man heute und zwar gleich ‚dran‘ ist.“ So beschrieb Pater Delp in einem Brief an einen engen Freund sein Warten auf den Tod.

Der berüchtigte Nazi-Richter Roland Freisler hatte ihn wenige Monate zuvor zum Tode verurteilt. Denn Delp hatte als gläubiger Christ nie Zweifel daran gelassen, dass er das NS-Regime für verbrecherisch hielt. Der Jesuitenpater gehörte dem Kreisauer Kreis an, in dem sich Helmuth James Graf von Moltke mit anderen Nazigegnern traf. Alfred Delp stellte dort Ideen zur Diskussion, wie eine neue Gesellschaftsordnung nach dem Ende der Zeit des Nationalsozialismus aussehen könnte. Den Neuaufbau Deutschlands wollte er unter Rückgriff auf die Katholische Soziallehre gestalten.

Am 28. Juli 1944 wurde er nach der Frühmesse in St. Georg in München-Bogenhausen verhaftet und kurz  darauf wegen Landesverrats zum Tod am Strang verurteilt. Während er im Gefängnis auf den Tod wartete, machte ihm die Gestapo ein Angebot: Wenn er seinen Austritt aus dem Orden erklären und sich in Zukunft nicht mehr politisch äußern würde, würde man ihn freilassen. Delp lehnte ab und blieb in der Todeszelle.

Am 2. Februar 1945 wurde er nachmittags zur Vollstreckung des Urteils geholt. Am gleichen Tag hatte er in seinem Abschiedsbrief geschrieben: „Nicht traurig sein. Gott hilft mir so wunderbar und spürbar bis jetzt. Ich bin noch gar nicht erschrocken. Das kommt wohl noch. Vielleicht will Gott diesen Wartestand als äußerste Erprobung des Vertrauens. Mir soll es recht sein. Ich will mir Mühe geben, als fruchtbarer Samen in die Scholle zu fallen, für Euch alle und für dieses Land und Volk, dem ich dienen und helfen wollte“.

Seine letzten Schritte, den Galgen schon vor Augen, tat er mit heiterem Gottvertrauen. Seine letzten Worte gegenüber dem Gefängnispfarrer waren: „In wenigen Augenblicken weiß ich mehr als Sie.“