„1942 Weihnachten im Kessel – Festung Stalingrad – Licht, Leben, Liebe“ hat der Arzt und Pfarrer Kurt Reuber auf das Bild geschrieben, das er in einem Unterstand unter Dauerbeschuss auf die Rückseite einer russischen Landkarte gemalt hat.
Die Zeichnung zeigt ein neugeborenes Kind, das ganz und gar geborgen ist im Schutz einer es umfassend bergenden Mutter: Ein starkes Bild für die elementare menschliche Sehnsucht nach Vertrauen!
Die Wirkung dieses Bildes wird noch stärker, wenn wir uns die Situation des Malers vor Augen führen. Kurt Reuber war kurz vor der Schließung des Kessels noch nach Stalingrad eingeflogen worden. Jetzt hat er als Arzt dort täglich über zwölf Stunden schwerverletzte Soldaten operiert und als Pfarrer Sterbenden Trost zugesprochen.
Das Bild wurde von einem mit ihm befreundeten Offizier, der schwer verwundet mit einem der letzten Sanitätsflüge ausgeflogen wurde, mitgenommen. Reuber selber geriet nach der Kapitulation der eingeschlossenen Truppen in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Dort starb er dann im April 1944.
In einem seiner letzten Briefe aus dem Gefangenenlager schilderte er seiner Frau, was ihn zu seiner Zeichnung bewegte: „Schau in dem Kind das Erstgeborene einer neuen Menschheit an, das unter Schmerzen geboren, alle Dunkelheit und Traurigkeit überstrahlt. Es sei uns ein Sinnbild sieghaften zukunftsfrohen Lebens, das wir nach aller Todeserfahrung um so heißer und echter lieben wollen, ein Leben, das nur lebenswert ist, wenn es lichtstrahlend rein und liebeswarm ist.“
Seit 983 hängt Reubers “Madonna von Stalingrad” in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Die Familie wusste um die Wirkung dieses Bildes, das ja zugleich ein Glaubenszeugnis ist und wollte deshalb, dass das das Bild öffentlich zugänglich ist.