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von Marco

Grüß meinen Opa!

Vielleicht kennen Sie die Situation auch. Sie sind allein in der Stadt unterwegs und treffen auf Bekannte, die sie beauftragen, schöne Grüße an Familienmitglieder auszurichten.  Ist doch nett, dass jemand an den anderen denkt! Oder einfach nur eine Höflichkeitsfloskel ohne Bedeutung?

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich als „Grußbote“ nicht sehr zuverlässig bin.
Wenn ich zu Hause eintreffe, dann ist der Auftrag meistens schon wieder vergessen.
Bei Kirchenbesuchen schaue ich gern in die ausliegenden Gästebücher. Menschen beginnen einen Dialog mit Gott. Sie schreiben ihre Gebetsanliegen auf und hoffen auf Gehör. Dank, Klage, Bitte — die Höhen und Tiefen des Lebens spiegeln sich hier anschaulich wider.
In einer kleinen Kirche in Regensburg entdecke ich den mit kindlicher Handschrift geschriebenen Satz „Lieber Gott, grüß meinen Opa von mir!“. 
Das passt zum süddeutschen Gruß „Grüß Gott“ als Verkürzung von „Grüße dich Gott“.  Ein Kind denkt an den Opa, der wahrscheinlich verstorben ist. Dieser Satz stimmt mich zunächst traurig und gibt Grund zur Klage. Trotzdem schwingt aber auch die hoffnungsvolle Gewissheit mit, dass Gott als verlässlicher
Bote den Kontakt zum Opa aufrechterhält und die Grüße überbringt. Ein kindlich-naives Bild mit einem erwachsenen Kern:
Menschen bleiben in Verbindung, wenn Sie im Gebet aneinander denken.
Also — Grüß dich Gott, egal wo du gerade bist!
Marco Spindler